hölzerne Truhe für Sektflaschen

Hintergrund

Meine gute Freundin Suski hat vor 10 Jahren die Kanonier-Schwesternschaft der fetten Katherina gegründet, ein Verein mit ausschliesslich weiblichen Mitgliedern. Die Schwesterschaft sagt über sich selbst:

Wir rekonstruieren und betreiben Kanonen aus dem 15. Jahrhundert mit historisch akkurater Ausrüstung und historisch inkorrekten, gefälschten Schnurrbärten. Unser Hauptaugenmerk liegt auf Reenactment-Shows und Sekt.

http://www.tykkisisarkunta.fi/in-english/

Sitzungen der Schwesternschaft werden traditionell mit dem Köpfen einer Flasche Sekt begonnen und beendet. Um diese Tradition weiter zu entwickeln wollte Suski eine Truhe bauen und mit dieser Truhe den Rest der Schwesternschaft zum 10jährigen Jubiläum überraschen.

Projekt

Die Truhe sollte drei Flaschen und einen Dolch / Schwert aufbewahren. Das Schwert dient dem Öffnen der Flaschen. Zu Anfang des Projekts gab es auch Überlegungen 18 Trinkgefässe mit zu integrieren, dies haben wir aber verworfen, mangels passender Trinkgefässe.

Im 15. Jahrhundert waren metallene Verbinder wie z.B. Nägel prohibitiv teuer und daher für eine solche Anwendung unerreichbar, weswegen ausschließlich Holzverbindungen in Frage kamen. Auch ein Verschluss oder ein Scharnier wäre höchstwahrscheinlich nicht aus Metall, sondern aus Leder hergestellt worden.

Deswegen wurden alle Holzverbindungen so gewählt, das diese geklebt werden konnten. Im 15. Jahrhundert wäre so eine Holzkiste als Teil der Ausrüstung der Kanoniere auf Pferden oder gezogenen Wagen transportiert worden – daher verwendeten wir ein leichtes, aber auch relativ weiches europäisches Nadelholz.

Durchführung

Alle Holzteile vor dem Verleimen

Eine auch schon im 15. Jahrhundert herstellbare und gut klebbare Holzverbindung ist der Falz. Alle Verbindungen der Truhe wurden als geklebte Falzverbindung ausgeführt.

Die Truhe soll Platz für drei Flaschen und ein Schwert zum Öffnen bieten. Deswegen haben wir drei „Spanten“ eingesetzt. Die Geometrie dieser Spanten haben wir mit einer CNC-Fräse ausgeschnitten – ein Großteil der Konstruktion der CNC-Fräse ist, wie es im 15. Jahrhundert üblich gewesen wäre, auch aus Holz.

Nachdem die Holzarbeiten durchgeführt waren, hat Suski aus Lederriemen eine Schliesse und ein Scharnier für den Deckel hergestellt. Die Lederriemen wurden mit Zwirn am Deckel verknotet.

Schwert / Dolch

Da die Flaschen nicht regulär geöffnet werden sollten, sondern geköpft werden, brauchte es dafür ein entsprechendes Werkzeug in der Kiste. Normalerweise nimmt man dafür entweder ein schweres Messer, oder aber ein Schwert.

Suski hat sich hier für ein traditionelles Werkzeug, welches als Waffe im 30jährigen Krieg eingesetzt wurde, entschieden. Diese Art von Messer / Werkzeug / Kurzschwert heisst „Hukari“.

Ein Hukari ist ein Mehrzweckwerkzeug für Freizeit und Waldarbeiten. Als Kombination von Beil und großem Messer ist ein Hukari ist relativ leicht und handlich – und doch kräftig genug zum Abästen, Abrinden, Schnitzen und sogar Fällen von Kleinbäumen. […] Es war das Schwert der Schwedischen Armee und bekam dort den Namen ”Hukari”

http://www.taiter.fi/hukarimesser.html

Wir wollten zwei Messer anfertigen – eins für die Schwesternschaft, das andere für das Segelboot von Suski, wo Abends auch manchmal eine Flasche Sekt geköpft werden soll. Suski hat daher zwei Rohlinge, ohne Griff, gekauft, weil Sie einen Griff anfertigen wollte, der perfekt in Ihre Hand passt.

Für den Griff verwendeten wir Holz aus einer Wildkirsche – ein Abschnitt des Materials, welches ich für die ausgefallene Wohnzimmerlampe verwendet hatte. Mit einem Flachbettscanner fertigten wir ein Bild der Silhouette des Messergriffs an, um eine exakt passende Aussparung mit der CNC-Fräse anzufertigen.

Nach dem Ausfräsen des Hohlraums für den Heft der Messer hat Suski die Griffe von Hand weiter angepasst und die äußere Form hergestellt. Um die Griffe rund zu machen verwendete sie eine Schleifmaschine und viel Geduld. Nachdem die Form der Griffe hergestellt wurde, verklebten wir die Griffe mit Epoxy.

Nach dem Abschleifen aller Epoxy-Reste, und einigen feineren Schleifgängen präsentierte sich das Hukari so:

Erfolg

Das Hukari funktioniert zum Köpfen von Flaschen und liegt gut in der Hand.

Am 03.05.2019 wurde mit dem Hukari aus der Truhe eine Flasche geköpft, um damit die Festsitzung zum 10jährigen Bestehens der Schwesternschaft zu eröffnen. Die Truhe ist in das Inventar das Vereins übergegangen und wird regelmäßig genutzt um Sitzungen zu eröffnen oder zu schliessen.