Eigenbau-Teleprompter mit DeskLab Bildschirm

Hintergrund

Ein Freund wünschte sich einen hochwertigen Teleprompter und wollte dafür einen DeskLab Bildschirm verwenden, ein Produkt das normalerweise als portabler Zweitmonitor für einen Laptop gedacht ist, da er so einen schon hatte. Er bot mir an, dass wir einen Deal machen, bei dem er alle Komponenten und Materialien bezahlt und ich die Arbeitszeit investiere mit der ich Ihm und mir einen baugleichen Teleprompter herstelle.

Ein Teleprompter funktioniert, indem Text oder Video auf einen Monitor angezeigt wird, was über ein teilverspiegeltes Glas reflektiert wird. Die Kamera nimmt dabei durch das Glas hindurch auf. So kann der Sprecher in die Kamera blicken und gleichzeitig den Bildschirm sehen, der durch die Reflektion wirkt, als wäre der Bildschirm direkt vor der Kamera. Die Augen der Person vor der Kamera wirken dabei, als würden sie direkt in die Kamera schauen.

Prototyp

Um sicher zu gehen, dass alles funktioniert habe ich das Design zuerst aus günstigerem MDF hergestellt um zu verifizieren das alles passt. Dabei konnte ich ein paar kleinere Fehler im Design finden. Weil MDF relativ weich ist konnte ich den zusammengebauten Rahmen noch etwas modifizieren, bis alles gepasst hat. Danach passte ich das CAD-Modell an und behob die Designfehler auch dort.

Den Prototyp lackiere ich in schwarzem Lack der Sorte „seidenmatt“. Leider war dieser Lack zu glänzend und ich musste ihn überwiegend abschleifen.

Zwischen dem Bau des Prototypen und der Herstellung des finalen Produkts lag ein längerer Zeitraum.

Umsetzung

Der Teleprompter entstand aus CNC-gefrästen Multiplexplatten in 12mm Stärke. Der Holzrahmen ist mit Fingerzinken zusammengesteckt, Schrauben dienen nur als Sicherung, damit die Teile nicht auseinander rutschen. Der Holzrahmen positioniert alle anderen Komponenten: Bildschirm, Kamera, Molton und Glas. Als Glas nutzte ich das Produkt „Mirona Beamsplitter“ von Schott. Die Verkleidung fertigte meine Freundin Suski an, die ein Schnittmuster entwickelte und zwei Abdeckungen aus schwarzem Molton nähte. Die Verkleidung wird mit Klettband am Rahmen befestigt. Auf der Unterseite des Rahmens integrierte ich eine Zapfenaufnahme für Standard-TV-Zapfen, um die Befestigung des Teleprompters mit Standardmaterialien zu ermöglichen

Den Fehler, den ich bei der Lackierung des Prototypen gemacht hatte lag schon zulange zurück um einen nachhaltigen Lerneffekt zu bieten. Daher lackierte ich die beiden Teleprompter wieder mit schwarzem Acryl-Lack der Sorte „Seidenmatt“ und ärgerte mich über den starken Glanz. Nach erneutem Schleifen brachte erst zwei Schichten Lack der Sorte „ultramatt“ die gewünschte Oberfläche.

Hindernisse

Ein Problem tauchte erst sehr spät im Projekt auf. Initial gingen wir davon aus, dass man das Bildsignal im Betriebssystem des Computers spiegeln könnte. Bedauerlicherweise war dies aber nicht in jedem Szenario zuverlässig möglich. Die Lösung dafür war einfach, aber kostspielig und bestand in einem Dezimator MD-HX, der das Bildsignal spiegelt.

Ergebnis

Am Ende entstanden zwei Exemplare, eines für meinen Freund und eines für mich. Der stabile Holzrahmen, das Mirona-Glas, die Molton-Abdeckung und die ultramatte Oberfläche ergeben ein robustes und funktionales Gerät.

Die CAD-Daten des Projekts in Fusion 360, eine Teileliste und .step-Dateien für jede CNC-gefräste Komponente stelle ich hier zum Download bereit. Ein detailliertes Tutorial gibt es dazu nicht und auch das Schnittmuster für die Moltonabdeckung existiert nicht digital. Das Schnittmuster existierte nur sehr kurz und bestand aus zusammengeklebten Papierstücken. Einen Nachbau würde ich daher nur handwerklich begabten Personen empfehlen.

Falls du den Teleprompter nachbaust, würde ich mir über eine Nachricht sehr freuen.

Meinen Teleprompter habe ich inzwischen auch schon mehrfach für Medienauftritte wie z.B. Live-Schalten im TV verwendet.

Beispielbild des Teleprompters im Einsatz für ein Schaltgespräch mit dem WDR in Köln.